Irgendwann - den genauen Zeitpunkt habe ich natürlich standesgemäss vergessen - hatte sich Catja, unsere Italienerin, bereit erklärt, das GRR-Millenium-Event in Italien stattfinden zu lassen. Einige Zeit später hatte sie auch einen würdigen Ort gefunden: einen kleinen Landgasthof in einem kleinen Dorf in Piemont, Balcone sulle Langhe in Cissone. Für mich hatte ich beschlossen, das Treffen auf mindestens eine Woche auszudehnen, wobei mir Tom's Angebot eines Pre-Runs (tm) sehr zustatten kam. Die Aktion startete am ...
Dienstag, 05.09.2000: Um 19:30 h schlägt Mike in Burgdorf auf. Wir waren überein gekommen, dass es mehr Sinn macht, ziemlich früh von Burgdorf aus zu starten, da es bis zum Bodensee doch einige km sind. Je 3 Flaschen Lübzer Pils (!), etwas quatschen, abendbroten, und dann recht früh zu Bett.
Mittwoch, 06.09.2000: Wir kamen tatsächlich fast beinahe pünktlich
um kurz nach 8 weg. Ab auf die Bahn, traditioneller Zwischenstopp zum zweiten
Frühstück in Guxhagen, dann weiter zur Raststätte Sindelfinger
Wald bei Stuttgart, wo wir uns mit Joschi verabredet hatten. Die eigentlich
geplante Tour durch die Schwäbische Alp wurde angesichts des Regens
gecancelt, und wir beglückten weiterhin die Autobahn mit unserer Anwesenheit.
Gegen 17:00 h trudelten wir in Uhldingen beim Echten ein, der schon fleissig
mit der Vorbereitung des
Abendessens beschäftigt war. Hey Tom, ich wusste
gar nicht, dass Du so ein guter Koch bist ... ;-)
Kurz nach uns kam auch Jimmy
an. Mit einigen Flaschen Wein
wurden dann noch am Computer die Lücken der geplanten Tour geschlossen
und das ganze auf eines der Geräte aus Toms GPS-Sammlung geladen. Die
Nacht erfreute durch heftigsten Pladderregen, wir beruhigten uns aber mit der
Ansicht, dass das, was nachts runterkommt, nicht mehr am Tage regnen kann.
Die Statistik für diesen Tag vermeldete:
718.31 km
Den Rest - Durchschnittsgeschwindigkeit, Fahrzeit und v/max - konnte
ich leider nicht sichern, da mir Jimmy durch einen beherzten Druck auf den
Reset-Knopf des Trip-Computers zuvor kam ....
Donnerstag, 07.09.2000: Der Regen hatte tatsächlich aufgehört,
es war zwar noch bedeckt, aber trocken, und Richtung Schweiz sah es tatsächlich
hell aus. Wir checkten frohen Mutes auf der
Fähre nach Konstanz ein, und
nachdem wir noch etwas billigen Sprit gebunkert hatten, ging es über Toms
Hausstrecken, kleine und kleinste Strässchen, zum ersten Etappenziel,
Glarus, wo uns der erste ernstzunehmende Pass dieser Tour erwartete, der
Klausen.
Mittlerweile hatte sich die Sonne durch die Wolken gekämpft, auf dem
Klausen war es nichtsdestotrotz doch etwas schattig, was uns veranlasste,
bald via Schöllenen das zweite Etappenziel, Andermatt, in Angriff zu nehmen.
Nach einer kurzen Pause zur Stärkung ging es dann ans nächste Highlight
der Tour, den
Furka-Pass.
Nach einigen eigentlich überflüssigen Unstimmigkeiten über einzelne
Fahrstile und die heute noch zu schaffende Strecke, was in einer Sightseeing-Tour
durch das malerische Bergdorf Oberwald endete, einigten wir uns doch darauf,
via Simplon, der durch heftigen LKW-Verkehr nervte, zum vorgeplanten Tagesziel,
dem Lago d'Orta zu fahren. Dort war mit dem Hotel Panoramico in
Madonna del Sasso auch bald eine GRR-kompatible Unterkunft gefunden.
Die Statistik für diesen Tag vermeldete:
413.35 km in 7:31 h reiner Fahrzeit, was einen Schnitt von 54.9 km/h ergab.
Freitag, 08.09.2000: Von der Strecke dieses Tages weiss ich eigentlich
nicht mehr allzuviel - es ging hauptsächlich nach GPS-Waypoints über
die gelben und weissen Strassen der Generalkarte in Richtung Süden.
Tom hat das aber alles feinsäuberlich
GPS-mässig aufbereitet. Nur in und südlich
Chiavasso versagte das GPS auf den Twisties, was aber durch GRR-angeborenes
natürliches Orientierungsvermögen kompensiert wurde. Auf der anderen
Seite bewahrte uns das GPS ein anderes Mal vor einem grösseren Umweg, als
das natürliche Orientierungsvermögen einmal versagte. Spannend war
noch die Durchfahrt durch Alba, da keiner von uns richtig wusste, wie es da
weiterging. Von Catjas Beschreibung war mir nur noch die Aussage "Savona ist die
falsche Richtung" in Erinnerung ... Das im Hinterkopf, ging es dann doch ganz
gut. Ankunft in Cissone gegen 17:30 h, wo auf der
Terrasse des Gasthauses schon
eine entsprechende Anzahl wohlgefüllter Bierflaschen bereit stand. Einchecken,
duschen, begrüssen der mittlerweile von ihrer Tour heimgekehrten schon
anwesenden GRRs, etwas quatschen, und dann ...
Abendessen. Nein, der profane
Ausdruck Abendessen wurde dieser Tätigkeit nicht gerecht, dinieren war angemessen.
Ich weiss nicht mehr, wieviele Gänge wir verkraften mussten - mehr jedenfalls,
als mein karierter Esel hat ;-) , ich schätze, es war eine zweistellige
Zahl. Dazu Wein vom feinsten bis zum Abwinken (aber welcher GRR winkt schon freiwillig
ab), und zum Schluss noch Grappa. Wie soll ich nach einem Wochenende solcher Völlerei
jemals wieder in meine Klamotten passen?
Die Statistik für diesen Tag vermeldete:
265.53 km in 5:17 h reiner Fahrzeit, was einen Schnitt von 50.1 km/h ergab.
Samstag, 09.09.2000: Nach einem dem Dinner adäquaten Frühstück machten sich diverse Gruppen in verschiedene Richtungen auf. Ich beschloss, zusammen mit Kirsten, Matthias, dessen Pfleger Rolf, Mike und Jimmy unter Catjas Führung nach Alassio ans Mittelmeer zu düsen, um eventuell den grossen Zeh mal in den blauen Fluten zu baden. Zunächst ging es über eine rote Strasse hinunter nach Cevo, eine Strecke, die durch abwechselnd lange Kurven, etwas engeres Geschlängele und Kehren durchaus spannend zu fahren war. Freundlicherweise hatte Catja mich vorgewinkt ... ;-) In Garessio ging es dann links ab zum Colle San Bernardo, mit 957 m zwar nicht einer der höchsten, aber dennoch einer der schönsten Pässe. Auch hier durften Rolf und ich vorfahren. Und den Rolf mit seiner Sprint bin ich doch einfach nicht los geworden ... ;-))) Auf der Küstenstrasse nach Alassio verwunderte uns dann ein Flugzeug, das in einem abenteuerlichen Abstiegswinkel die Bucht ansteuerte und sich nach dem Touchdown schwerfällig wieder in die Luft erhob. Ein Löschflugzeug, und diese Show "erfreute" uns den ganzen Tag. Irgendwo in den Bergen muss es übel gebrannt haben.
Kirsten, Jimmy und Matthias wagten sich tatsächlich ins Wasser, während sich der Rest nach der Pizza lieber einen exponierten Platz am Fusse des alten Leuchtturms suchte, um das Strandleben zu beobachten. Warum nur bot die fliegende Händlerin ausgerechnet uns ein Fernglas zum Kauf an??
Auf der Rückfahrt bekamen wir in den diversen Orten der ligurischen Küstenstrasse von Catja eine Lektion in italienischer Fahrweise. Wir mussten uns ganz schön sputen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren, vor allem mussten wir allemannische Bedenken bezüglich Höchstgeschwindigkeit in Ortschaften und Überholverhalten über Bord werfen. Ich muss sagen, die italienische Art macht Spass und ist äusserst effizient ...
Die weitere Rückfahrt führte uns über den Colle dei Giovetti, einen weiteren feinen, 1027 m hohen Pass zurück nach Ceva und Cissone.
Kurz vor Ceva gönnte ich mir noch die z.T. geschotterte Auffahrt zum Castello di Nucetto Villa, einer alten verfallenen Burg mit Schloss, die sich aber derzeit im Wiederaufbau befindet. Ein wunderbar ruhiges Plätzchen ...
Über das Dinner brauchen wir keine weiteren Worte zu verlieren - xx Gänge,
einer besser als der andere, Wein bis zum Abwinken, aber welcher GRR ... usw. ;-)
Die Statistik für diesen Tag vermeldete:
210 km in 3:40 h reiner Fahrzeit, was einen Schnitt von 57 km/h ergab.
Sonntag, 10.09.2000: Für die meisten war jetzt Abreise angesagt, nur Catja, Kirsten, Robert, Matthias, sein Pfleger Rolf und der Berichterstatter blieben noch, um sich ein weiteres Mal an die Gestade des Meeres aufzumachen, diesmal nach Imperia. Heute sollte es mal auf dem schnellsten Weg über die roten Strassen gehen, dafür war nach der ersten Pause fröhlicher Moppedwechsel angesagt. Robert wollte unbedingt den karierten Esel testen, im Gegenzug bekam ich die Thunny, und auch von den anderen sass eigentlich keiner mehr, ausser Catja, auf dem angestammten Mopped. Robert fand den Esel nicht sehr überzeugend, gleiches kann ich allerdings auch von der Thunny behaupten. Ich vermerkte eine etwas merkwürdige Sitzposition und vermisste die ungeheure Leichtigkeit des Seins, besonders in Kurven. Konsequenterweise fand ich beim nächsten Stopp Matthias auf meiner Dakar ankommen, und ich war irgendwie froh, die Thunny gegen Matthias' R1100R tauschen zu können.
Nach einem mittäglichen Imbiss in Imperia, einem Rundgang durch den Hafen und dem Start des F1-Rennens in Monza machten wir uns wieder auf die Socken. Wieder sollte es auf möglichst schnellem Weg nach Hause gehen, denn Birra Peroni lockte. Aber wie immer, kam es anders. In Cervo hörte ich von irgendwoher ein sehr übles Geräusch. Ich dachte, es käme von der Dose neben mir, bis ich dann an Roberts Thunny irgendwas herunterhängen sah, was aussah wie eine gerissene Kette. Mist, das war eine gerissene Kette ... Gestrandet also in Cervo. Immerhin hatte Robert sich für den Defekt ein schattiges Plätzchen unter einer grossen palme ausgesucht ;-) Während Robert noch mit der Triumph-Service-Hotline telephonierte, machte Kirsten sich auf, um sechs Pötte Eis zu besorgen, nicht ohne ihre Marie während des Transports nachhaltig mit der schmelzenden Süssigkeit einzusauen. Nach einer guten Stunde Wartezeit kam der Abschlepper, und Robert schaute etwas wehmütig und skeptisch seiner Thunny hinterher. Er suchte sich dann den Platz hinter Matthias aus, und weiter gings, wieder heim, wieder einmal über den Colle San Bernardo, diesmal in anderer Richtung.
Zwischen Garessio und Ceva, im dichten Wochenendverkehr, setzten Rolf und ich dann das in die Tat um, was wir am Tage vorher von Catja bezüglich italienischer Fahrweise gelernt hatten, in einer Weise, dass selbst der Italiano mit seiner 600er Rennsemmel zwar versuchen konnte, uns abzuhängen, es aber beim Versuch belassen musste, so dass wir letztlich in der Reihenfolge Rolf, Deti, Italiano in Ceva einliefen. Einen GRR brennt man nun mal nicht einfach mal eben so her ... ;-) Die gefahrene Höchstgeschwindigkeit ist zwar dokumentiert, aber wir wollen mal darüber schweigen :-))))
Zwischen Ceva und Cissone hatte ich dann noch Gelegenheit zu einem kleinen
Privatrennen mit einem einheimischen GTI-Fahrer, der sein Gefährt durchaus
GRR-konform durch die Kurven trieb. Als er dann schliesslich durch zwei andere
Dosen ausgebremst wurde, war er endlich reif, und das gab mir dann die Gelegenheit,
den Rest der Bande in Cissone mit einer entsprechenden Anzahl birre zu begrüssen.
Dinner gabs heute in kleinem Kreise, aber natürlich nicht weniger umfangreich.
Die Statistik für diesen Tag vermeldete:
251 km in 4:11 reiner Fahrzeit, was einen Schnitt von 60 km/h ergab.
Montag, 11.09.2000: Nun war auch für den Rest der GRR Schicht, und zusammen mit Matthias und Rolf machte ich mich auf nach Collonges in der Nähe von Genf, Matthias Wohnort. Durch einen Abstimmungsfehler bei der Tour-Vorbesprechung verpassten wir leider den Colle de Sampéyre, trafen dafür aber den Colle dell'Agnello punktgenau. Oben fiel mir ein dunkler Fleck unter meinem Mopped auf, drei Augenpaare hefteten sich auf den Fleck, dann auf mein Mopped, die Besitzer der Augenpaare einigten sich aber darauf, dass der Fleck nicht vom Esel zu stammen schien. Durch Briançon ging es hinauf nach Sestriere, weil Matthias und Rolf sich unbedingt noch die Assietta-Kammstrasse antun wollten. Nun, ich hatte da kein Problem mit ... Im zweiten Anlauf fand ich auch die Einfahrt, und als ich anhielt, um mich noch einmal zu vergewissern, dass es wirklich ihr Wunsch sei, hier zu fahren, murmelte Matthias irgendwas von einer Schweinerei unter meinem Mopped. Wieder so ein Fleck, wieder hefteten sich drei Augenpaare darauf, um anschliessend grüne Flecken am Motorblock der Dakar zu entdecken. Kühlflüssigkeit????? Tatsache, der Kühler war nass ... :( Schnell riss ich einen Teil der Verkleidung runter, um tiefere Ursachenforschung zu betreiben, aber mehr als den nassen Kühler konnte ich nicht diagnostizieren. Immerhin war der Kühlmittelstand noch über Minimum, der Rest wurde also mit Wasser aufgefüllt. Allerdings weigerte ich mich jetzt, die Assietta unter die Räder zu nehmen, man weiss ja nie, was sonst noch alles passieren kann, und da oben kommt kein Abschlepper hin.
Wir fuhren also auf direktem Wege zum
Col du Mont Cenis, der zwar durch LKWs
nervte, aber trotzdem jetzt doch in die Kategorie "Deti's Lieblingspässe"
aufstieg. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit, und weil Rolf abends noch
etwas arbeiten musste, wurde der Col d'Iserand sowie einige weitere schöne
Strecken gecancelt, und durch das Val dŽArc und Albertville ging es auf ziemlich
direktem Wege nach
Collonges, wo wir gegen 21:30 h eintrafen.
Von der Statistik ist für den heutigen Tag nur die Gesamtstrecke überliefert:
640 km.
Dienstag, 12.09.2000: Mein heutiges Ziel sollte Kelkheim im Taunus sein,
wo ich meine alten Freunde Horst und Kerstin besuchen wollte. Eine grobe Tour
war unter Matthias Hilfe schnell gefunden: Col de la Faucille, dann kurz noch
einmal in die Schweiz zum billig tanken, am Lac de
Joux vorbei, und dann irgendwie Richtung Norden ins Elsass, die noch zu beschaffende
Strassenkarte würde mir den Weg weisen. Den Faucille zu finden, war kein Problem,
nur die Schweiz habe ich knapp verpasst, weil ich auf den kleinen Strässchen
des Jura mich nicht direkt verfahren habe, aber doch meinen Spass gesucht und
auch gefunden habe. Auch ein Dreckweg lockte mich so sehr, dass ich ihm nicht
widerstehen konnte, und irgendwo da oben musste mich dann ein nettes älteres
französisches Ehepaar wieder auf den (vermeintlich) richtigen Weg bringen.
Der führte mich durch die
beeindruckende Gorge de Flumen nach St.Claude, von
wo aus ich nach Kompass immer Richtung NE fuhr, was mich schliesslich nach St. Laurent
brachte. Dummerweise war es Mittagszeit, somit alle potentiell Karten führenden
Läden geschlossen. Eine Info-Tafel wies als nächsten grösseren
Ort im Norden Champagnole aus. Klingt gut, dachte ich mir, fährste mal
hin. In der Stadt selbst war ich dann allerdings verloren, die Umgehungsstrasse
verhinderte wirkungsvoll eine Orientierung nach Kompass. Schauen wir also mal,
was wir denn so an Karten dabei haben, und siehe da, die gute alte Alpenstrassen/West
deckte das Gebiet noch ab. Wieder fröhlich, rauschte ich nach Besançon,
und von da Richtung Belfort und Mulhouse. Dank persönlicher Auslegung
einiger französischer Verkehrsregeln, insbesondere derer, die die Höchstgeschwindigkeit
auf Landstrassen regeln wollen, und derer, die mittels eines weissen Striches
auf der Strasse mich am überholen hindern wollen (obwohl selbige Strasse
auf Kilometer gut einsehbar ist), gelangte ich doch noch einigermassen zu
vorberechneter, wenn auch dank des Jura-Spasses gegenüber dem Morgen
etwas korrigierter, Zeit an die deutsche Grenze. Jetzt noch schnell Mann und
Maschine auftanken, und dann - Alsace adieu - über die Bahn mit full throttle
Richtung Frankfurt. Der Spass hatte leider bei Karlsruhe ein Ende, als bei 180
Knoten auf der Uhr plötzlich etwas grüne Suppe durch
die Verkleidung aufs Armaturenbrett spritzte. Eine Kontrolle des Kühlers
auf dem nächsten Parkplatz ergab eine den Umständen entsprechende
normale Situation, nur beschloss ich, es jetzt bei 130 gut sein zu lassen, was
mich um 21:00 h in Kelkheim an Horsts Tür klingeln liess.
Die Statistik für diesen Tag vermeldete:
723 km in 8:30 reiner Fahrzeit, was einen Schnitt von 85 km/h ergab.
Mittwoch, 13.09.2000: Ein trotz relativ niedriger Aussentemperaturen nicht mehr zur Ruhe zu bringender Kühlerventilator veranlasste mich in Friedberg, die gerade am Strassenrand auftauchende BMW-Klinik aufzusuchen. "Klarer Fall", meinte der Meister, "Kühler im Arm. Machenwe gleich, wenn die in Frankfurt einen da haben, biste in zwei Stunden wieder auf der Strasse." Dummerweise vermeldete das ExtraNet, dass Kühler in Frankfurt gerade aus waren. "Aber", war sich der Meister sicher, "ich mach Dir Kühlerdicht rein, dann kommste wenigstens nach Hause." Hat auch hervorragend geklappt. Zur Zeit (Freitag, 15.09.2000) warte ich darauf, dass mein Heimathändler einen Kühler an Land kriegt.
Zwei Stunden später wieder auf der Strasse, setzte ich um einiges ruhiger meinen Weg über die B3 Richtung Marburg fort, sah kurz vor Fritzlar ein Schild Richtung Edersee zeigen, was mich auf der Stelle veranlasste, mir auch noch Edersee-Ost zu geben (endlich mal ohne Verkehr ...), um dann in der Nähe von Borgentreich, der Stätte alter und fast vergessener Soldatenzeit, wieder in bekanntes Gebiet einzutauchen, und dann via Weserbergland und Ith die letzte Etappe gen Heimat anzugehen, wo ich schliesslich um kurz vor 18 Uhr eintraf.
Fazit: Ein wirklich toller Kurzurlaub, der, wenn ich ihn verpasst
hätte, sicherlich Anlass zum Ärgern gegeben hätte.
Der besondere Dank geht diesmal zuallererst an Catja für die Organisation
und Tourführung, an Tom, Matthias und (für Euch unbekannterweise)
Horst und Kerstin für Abendbrot, Wein und ein Plätzchen zum Schlafen.
Wissenswertes zu Cissone: Cissone liegt in der Provinz Piemonte, und dort im Gebiet der Langhe, genauer, der Alta Langa. Die Langhe sollten für Feinschmecker und Weinliebhaber durchaus ein Begriff sein. Geographisch gesehen, handelt es sich bei den Langhe um eine Hügelgruppe zwischen Tanaro, dem Ligurischen Apennin und dem Fluss Bormida. Die Herkunft des Namens Langa ist immer noch unklar, als wahrscheinlichst nimmt man heute die Bedeutung "Land der Ligurier" an, da zu Zeiten des Römischen Reiches dieser Volksstamm in dieser Gegend siedelte. Besondere Produkte der Langhe sind heute Wein, Haselnüsse, Bohnen und ein "toma di langa" genannter Schafskäse.
Cissone selbst ist ein kleiner Ort ca. 20 km südlich von Alba, in 660 m Höhe an der Strasse von Dogliani nach Serravalle Langhe gelegen. Die historischen Ursprünge des Dorfes gehen zurück bis in die romanische Zeit, was durch eine Grabstele bewiesen wird, die heute noch im Rathaus aufbewahrt wird. Auf dem Platz vor der Kirche Santa Lucia, die durch einen ungewöhnlichen Rhythmus ihres Glockengeläutes überrascht, kann man noch die letzten Spuren eines alten Schlosses sehen.
© DMU 15-SEP-2000