Channe Nussbaum & Spielniks
Jidishe Mame
"Das ist doch nicht Klezmer!", meinte die beste Ehefrau von allen (Ephraim Kishon möge
mir dieses Plagiat einmal mehr verzeihen ;-) ), als die neue CD von Channe Nussbaum
& Spielniks aus den Boxen klang. Recht hat sie, und das weiss die dänische Gruppe
auch selbst: nicht ohne Grund bezeichnen sie ihre CD als "Jidpop", als jiddischen Pop.
Darüber sollte man sich auch im klaren sein, wenn man sich auf die Musik der
Dänen einlassen will. Eingängige Rhythmen, eingängige Melodien, 4 davon
traditionellen Ursprung, der Rest sind neue Kompositionen von Channe Nussbaum und den
Spielniks, die sie als einen "Vorschlag zur Weiterentwicklung von Klezmermusik
und jidischen Liedern" verstehen, allesamt auf jiddisch dargeboten. Nun, es ist
sicherlich ein Weg, allerdings
bin ich mir nicht sicher, ob es der auf Dauer richtige ist. Diese Musik ist wirklich
angenehm zu hören, aber irgendwie ist sie auch belanglos. Dass mich jetzt keiner
falsch versteht: Ich will damit nicht sagen, dass die Musik schlecht ist. Sie ist technisch
perfekt dargeboten, besonders Peter Jessens bisweilen "hingetupftes" Klarinettenspiel macht
Spass, und Channe Nussbaums Stimme variiert von strahlend hell bis etwas lasziv, mit diesem
gewisse dunklen Timbre (hier zahlen sich die 20 Jahre Jazz-Erfahrung aus), das ich
bei einer Frauenstimme so liebe ... :))).
Auf der anderen Seite aber fehlt mir der gewisse Pep
vieler in traditionellem Sinne aufgenommener CDs, oder der kompromisslose Drive jener
Gruppen, die Klezmer mit Rockmusik verheiraten, auf jeden Fall aber die jiddische Seele
hinter der Musik, die Kultur und die Lebensart, die Klezmer ausmacht.
Aber was red ich da - das ist halt mein
persönlicher Geschmack. Ich möchte wetten, es wird viele, viele Leute
geben, denen die "Jidische mame" ausnehmend gut gefällt. Es gibt ja auch viele,
denen Pur gefällt oder Münchner Freiheit (zu denen ich definitv nicht gehöre ;-) ).. Aber Channe Nussbaum & Spielniks
mit den Gruppen zu vergleichen, ist nun wirklich unpassend und zu gemein
gegenüber den Dänen.
Die Musik
- Modne (Ch. Nussbaum)
- Nudnik (Ch. Nussbaum)
- Schwartze nacht (J. Tolsgaard/Ch. Nussbaum)
- A jidishe mame (L. Polack/J. Yellen)
- Eisbein polka (Ch. Nussbaum)
- Gantse mishpoche (Ch. Nussbaum)
- Joshke fort avek (trad.) (mpeg3, 230 MB, 30 sec)
- Tants mit mir (Ch. Nussbaum)
- Mazl vu bistu (Ch. Nussbaum)
- Saposhkelach (trad.)
- Shabes goj (Ch. Nussbaum)
- Papirosn (Ch. Nussbaum)
- Ljulinke (J. Tolsgaard/Ch. Nussbaum)
- Gib mir a kush (J. Tolsgaard/Ch. Nussbaum)
Die Musiker:
Channe Nussbaum: | Gesang |
Peter Jensen: | Klarinette, Bariton Sax |
Jens Tolsgaard: | Akkordeon, Gitarre, Mandoline, Gesang |
Torben Steno: | Gitarre, Gesang |
Peter Nielssen: | Bass, Gesang |
Morten Krøgholt: | Schlagzeug, Percussion, Gesang |
Anna Gwozdz: | Geige auf "Gantse mishpoche" und "Gib mir a kush" |
Morten Carlsen: | Tarogato auf "Ljulinke" |
Bo Brinck: | Sequenzer, loops, Gesang |
Kontakt:
Danica
OH Musik
Jersie Strandvej 5
P.O.Box 49
DK 2680 Solrød Strand
Denmark
Tel: (+45)5314 6644
Fax: (+45)5314 6667
E-mail: oh@ohmusik.dk
oder an
Channe Nussbaum & Spielniks
Copenhagen Klezmer
Torben Steno
Tel: (+45) 3536 3722
und
Morten Krøgholt
Tel: (+45) 3379 3316
E-mail: bcc9393@vip.cybercity.dk
Autor: Detlev Müller FEB-99
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