Dabeigewesen: Jontef im Haus der evangelischen Landeskirche in Burgdorf

Auweia - kam ich da letzte Woche von einer Dienstreise aus Norwegen zurück, und das erste, was mir die beste Ehefrau von allen (Ephraim Kishon möge mir das Plagiat einmal mehr verzeihen) erzählte, war, dass Jontef in Burgdorf spielen werde. Etwas höhnisch war es schon, wie sie es so erzählte, wusste sie doch genau, dass ich es nicht wusste (peinlich ... ;-) ). Aber immerhin hatte sie schon Karten besorgt, und so sei ihr der Hohn verziehen und der Titel weiterhin sicher ;-)).

Jontef also im eigenen Wohnort, das kann man sich natürlich nicht entgehen lassen. Das Konzert war Höhepunkt und Abschluss der Feiern zum 80jährigen Bestehen der evangelischen Landeskirche in Burgdorf. Zum zweiten Male nach dem Oyftref-Konzert von 1998 ein Klezmer-Konzert in einer kirchlichen Einrichtung in Burgdorf - die Arbeit der hiesigen Pastoren scheint Früchte zu tragen. Folglich also war der Saal im Haus der Landeskirche ausverkauft. Merkwürdig nur, dass der Altersdurchschnitt des Publikums so hoch lag - ich schätze mal so um die 50. Kann etwa unsere Jugend im Zeitalter von Hip-Hop und Techno nichts mehr mit handgemachter Musik anfangen? Aber genug der Vorrede ...

Mit spannender Erwartung harrte das Publikum dessen, was da auf sie zukommen sollte, die meisten hatten von Klezmer im allgemeinen schon mal vom Hörensagen gehört, von Jontef im besonderen aber eigentlich noch nichts. Auch ich war gespannt - war es doch das erste Mal, dass ich Jontef live erleben würde. Die CD zum Konzert - Klejne Mentschelach - kannte ich schon, aber live ist es immer etwas anders. Zunächst mal - Konzert? Angekündigt war es als musikalisches Varietè, und was wir darunter zu verstehen hätten, war schon nach den ersten beiden Stücken klar: Nicht blosses Abspielen von Liedern, sondern auch kleine Geschichten, Anekdoten, die dargeboten wurden, grundlegende ;-) Fragen des Talmud, die ausdiskutiert wurden (an welchem Tag hat Eva den Apfel gepflückt? Es kann nicht am Sabbath gewesen sein, logisch, also an welchem Tag? Und die Leiter, die Jakob im Traum gesehen hat, wie war die beschaffen? Wie viele Stufen hatte die? Wobei die Anzahl der Stufen natürlich von der Länge der Beine der Engel abhing, die auf ihr herumkletterten. Und überhaupt: Engel haben doch Flügel - warum flogen sie nicht?), jiddische Witz - dass Michael Chaim Langer ein herausragender Sänger ist, wusste ich schon vorher, dass er zudem ein ebenso guter Entertainer und Komödiant ist, war mir neu. Zu schade, dass ich seine Mimik und Gestik hier nicht darstellen kann ... Die Musik selbst war im grossen und ganzen bekannt aus den beiden Plattenprogrammen, eine Mischung aus Traditionellem, alten Standards und eigenen Kompositionen, dazu einige interessante Crossovers in den Bereich des Boogie, des Blues und des Samba, in gewohnt gekonnter Weise von der Gruppe dargeboten. Das ganze war ein Weg in eine neue Art des Klezmer - nicht pur traditionell, nicht betont modern - contemporary Klezmer as it's best. Das Publikum war begeistert und hat nach eineinhalb Stunden Spielzeit die Gruppe nur ungern ziehen lassen. Es war mal wieder ein sehr schöner Abend ... Danke, Jontef! Nur eins, das hat mir nicht gefallen - dass ihr nicht noch "Rumenie" gespielt habt ;-). Aber ich sehe ein - ohne Geiger ist das schlecht ...

Die Musiker

Wolfram Ströle war diesmal nicht dabei - wie mir Joachim erzählte, hatte seine Frau just einer gesunden Tochter das Leben geschenkt. Herzlichen Glückwunsch von hier aus an Wolfgang und seine Frau!

Kontakt:
Tel.: (07073)4351 oder (07071)51742
Fax : (07071)23675
eMail: Joachim Günther
Jontefs Homepage

06-JUL-99 dmu


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