The Kabalas

The Eye of Zohar


Oops - habe ich da die falsche CD erwischt? Ich hatte Klezmer-Sound erwartet - und nun? Trommelwirbel, ein tierischer Schrei und dann ein ziemlich "dreckiges" Saxophon, das alles mit einem unheimlichen Drive. Kennt Ihr noch die britische Ska-Rock-Band "Madness", recht bekannt in den späten 70ern und frühen 80ern? Genau so geht "Ay Kabalas!" los, das erste Stück auf der neuen CD "The Eye of Zohar" und Erkennungsmelodie der Kabalas aus Moline in Illinois.

Wenn Ihr diese CD in den Player legt, vergesst am besten alles, was Ihr über Klezmer wisst, und kramt die Erinnerungen an Ska, Polka, Vaudeville (herrlich: die Ode an Chico Marx, wie ich sowieso glaube, dass die Kabalas Marx-Brothers "im Geiste" sind ...) und Boogie Woogie hervor, denn das ist genau das, was Euch erwartet.

Ja, einige Anklänge an das Jiddische und das, was wir Klezmer nennen, sind auch da: Wir bekommen die Kabalas-Version Geschichte vom Golem zu hören,, ausserdem Hava Netse B'Machol, Shir Shalom, Rom'mu und Hava Nagila, aber immer in den Kabalas-eigenen Arrangements quer durch die Musikgeschichte. Überhaupt Hava Nagila - ich habes ja schon in vielen Versionen gehört, aber noch nie-nie-nie so: Es fängt an mit einem Duett der singenden Säge (!) und des Sopran-Sax, geht über in einen angejazzten, synkopierten Gesang und endet in einer wilden Session.

Andererseits - noch nirgendwo, und auf einer Klez-CD schon gar nicht, habe ich eine Ode an einen Porno-Star gefunden (Traci Lords Polka). Honi soit qui mal y pense. Immerhin habe ich gelernt, dass Traci Lords offenbar in der TV-Serie Melrose Place mitspielt. Habe ich nie gesehen, die Serie, meine ich. Was lernen wir daraus? Kabalas hören bildet ... ;-))))

Kommen wir zum Schluss und zu der Frage, die mich - und wahrscheinlich auch Euch, die Ihr dies lest - schon die ganze Zeit beschätigt: Ist das hier Klezmer? Hmm, also auf keinen Fall traditonelle Klezmer-Musik. Aber das ist ja auch irgendwie egal, Hauptsache, es macht Spass. Und "The Eye of Zohar" macht mir einen unheimlichen Spass. Es ist Musik, die sich hinterlistig ins Ohr schleicht, sich im Gehirn einnistet, auf dass Du den ganzen Tag über Shir Shalom vor Dich hinsummst oder Chico Marx, und schliesslich direkt in die Füsse geht. Und es ist schon erstaunlich, welchen Wahnsinns-Sound man aus zwei Akkordeons, einem Saxophon und einem Schlagzeug herausholen kann.


The Eye of Zohar - The Kabalas
  1. Ay Kabalas! (S. Morschhauser)
  2. Hava Netse B'Machol (trad., arr. The Kabalas)
  3. Cliché (S. Morschhauser)
  4. The Golem (S. Morschhauser)
  5. Soviette (N. Smith)
  6. Traci Lords Polka (S. Morschhauser)
  7. The Crossing Guard's Coffee Break (S. Morschhauser/N. Smith)
  8. Simontov U Mazeltwist (trad., arr. B. Wolf)
  9. The Eye of Zohar (S. Morschhauser)
  10. Hava Nagila (trad., arr. The Kabalas)
  11. Shir La Shalom (Y. Rosenbloom) (mpeg3, 230 KB, 30 sec)
  12. Chico Marx (S. Morschhauser)
  13. Rom'mu (trad., arr. The Kabalas)
  14. Love Theme from The Eye of Zohar (S. Morschhauser)
Die Musiker:
Scott MorschhauserGesang, Akkordeon, singende Säge, Bongos
"Nervous" Neal Smith Sopran-Sax, Tenor-Sax, Flöte
Barry "The Wolfman" Wolf Akkordeon, Percussion
"Mr." Joel DickSchlagzeug

Kontakt:
kabalas@netexpress.net

Homepage:
http://www.qconline.com/kabalas



Detlev Müller, 08-APR-98
Zurück zur Klezmer Homepage