The Klezmatics & Chava Alberstein
The Well
„ Der Brunnen“ - so der Titel der neuen CD der Klezmatics, die in Zusammenarbeit mit der israelischen Diva Chava Alberstein entstand. Die CD beinhaltet 15 Lieder, allesamt Vertonungen jiddischer Gedichte aus unserem Jahrhundert. Die Musik kommt als Walzer, als Freilekh, traurig allein gesungen oder zusammen in der Gruppe. Bei jedem Zuhören wird die Anziehung, die von dieser Klezmermusik am Ende des Jahrhunderts ausgeht, immer größer. Die Klezmatics haben seit ihrer letzten Veröffentlichung „Possesed“ einen großen Schritt nach vorne gemacht. Es sind neue, sicher lange währende Klezmerstücke entstanden, mit wunderschönen Texten. Gleich das erste Lied „Di Krenitse“ zieht uns mit seinem Walzerrhythmus in den Bann. Die folgenden Lieder erzählen von traurigen Augenblicken und wie die Tränen aufhörten, über das Unglück junger Mädchen, über die Notwendigkeit, an etwas zu glauben. Ein wunderschönes „Ovnt Lid“ fängt die melancholische Stimmung am Abend auf. Ein weinender Engel sucht seine Geliebte. Leise Schrittens entfernen sich liebende „Bay Nakht“. Er rät der Geliebten, nicht aufzuwachen, bis er sie ruft. Im folgenden Gebet bittet der Dichters um Reinigung der Seele durch Gottes Licht. Das nächste Lied erinnert an die liebe Schwester Kheye, die in Treblinka verbrannt wurde. Die nächsten Lieder handeln vom Alleinsein, daß Alter kein Vergnügen ist sowie der Ratschlag an Mädchen, ein paar Männer gleichzeitig zu haben, einen für den Krieg, einen für die Liebe. Zum Abschied wünscht die Gruppe uns „zayd gesund“..
Bei dieser CD handelt es sich um einen Satz neuer, wunderschöner „Volkslieder“. Die Vertonungen der Gedichte folgt den Inhalten, jedoch ist die Musik keine „Programmusik“. Die Melodien kann man pfeifen, sie bleiben wie Ohrwürmer im Gehörgang, die schwer abzuschütteln sind. Die Musik ist die Musik unserer Zeit, sie wird nicht wie von gestern interpretiert, sie ist frisch; es ist lebendige Klezmer-Musik. Es ist das Verdienst dieser Gruppe, diese schönen Gedichte in jiddischer Sprache in ein modernes und sicher länger bestehendes Musik-Gewand gekleidet zu haben.
Autor: Bijan Zendeh