Dabeigewesen: Tango & Klezmer Quartett im Kanapee
Tango und Klezmer, wie passt das zusammen? Offen gesagt, etwas skeptisch war ich schon, als ich die Konzertankündigung im Kanapee las. Schliesslich beschloss ich aber am Sonntag vormittag doch, mir Plätze für das abendliche Konzert reservieren zu lassen. Aber Überraschung: ausverkauft! Nun, es lohnt sich allemal, dennoch im Kanapee reinzuschauen, ein Platz auf der Treppe findet sich immer. Um es schon mal vorwegzunehmen: ich habe es nicht bereut!Das Tango & Klezmer Quartett wurde 1994 in Köln gegründet, und die musikalischen Schwerpunkte der Gruppe sind, wie der Name schon sagt, Tango und Klezmer. Das Repertoire umfasst traditionelle Stücke, eigene Kompositionen sowie von der Gruppe eigens arrangierte Kompositionen des Tango-Komponisten Astor Piazolla.
Das Konzert begann mit Klezmer-Standards, mit immer wieder gern gehörten Stücken wie "Di Mame ist gegangen", "Warshawer Freilach" und anderen. Das Quartett wusste sie in eigenenständigen Arrangements darzubieten, was den Stücken durchaus gut bekam. Die beiden letzten Lieder, "Glik", eine 20er-Jahre-Komposition von Alexander Oishanezky, und das wohlbekannte "Baym Rebben in Palestina" leiteten dann allmählich zum Tango-Teil über, und hier konnte man dann bemerken, dass Tango und Klezmer so weit voneinander gar nicht entfernt sind. Der Rhythmus einer Hora ist einem Tango durchaus ähnlich, und warum nur fühlte ich mich bei Dimitrys Geigensolo in "Glik" an den Tango-Standard "Jalousie" erinnert?
Den Tango-Teil des Konzertes begann die Gruppe mit akustischen Impressionen aus dem Hafen von Buenos Aires, der Geburtsstätte des Tangos. Wir hörten den Wind, die Wellen, die Möwen und die Hörner der Schiffe. Mit eigenen Kompositionen wurde uns das näher gebracht, was die Gruppe "rheinischer Tango" nennt. Stücke, beeinflusst vom "Tango nuevo", aber auch von anderen Musikrichtungen (nicht zuletzt von der Klezmer- Musik), mit bisweilen etwas skurrilen Titeln, "Der Koffer des Arztes" z.B. Die Erklärung wurde aber gleich mitgeliefert: Wenn man mit einem Bandoneon-Koffer an der Hand durch Köln läuft, wird man offensichtlich hin und wieder für einen Arzt gehalten ....
Kommen wir zurück zur Eingangsfrage: wie passen diese Musikrichtungen zusammen? Nun, beide Stile sind im Ursprung "Volksmusik" im besten, im eigentlichen Sinne. Beide drücken den Alltag aus: Glück und Unglück, Lebensfreude und Melancholie, Festlichkeit und Trauer. Es ist eine gute Kombination.
Das Publikum dankte mit frenetischem Beifall den Musikern für einen äusserst gelungenen Abend.
Die Musiker:
eMail: info@klezcetera.de Homepage: Tango & Klezmer-Quartett